Dienstag, 30. Oktober 2018

Baron Münchhausen


Hieronymus Carl Friedrich von Münchhausen


Am 11. Mai 1720 wird der berühmte Freiherr Hieronymus Carl Friedrich von Münchhausen in Bodenwerder geboren. Als 4-jährigen verliert er seinen Vater. Mehr ist uns aus dieser Zeit nicht überliefert. 1732 tritt Hieronymus v. Münchhausen, einem Brauch in Adelskreisen folgend, in den Hofdienst. Er wird Page beim Prinzen Anton Ulrich v. Braunschweig. 1733 reist Anton Ulrich nach Russland, um die Nichte der russischen Zarin zu heiraten. 1738 folgt Hieronymus seinem Patron und tritt in das russische Braunschweig-Regiment ein, das Prinz Anton Ulrich kommandiert. Damit beginnen die Reisen und Abenteuer des Freiherrn von Münchhausen.


Für seine Tapferkeit im russisch-türkischen Krieg ernennt Anton Ulrich 1739 Hieronymus v. Münchhausen zum Kornett und beschenkt ihn mit drei schönen Pferden, dazu Schabracken und Pistolen. Ein knappes Jahr später - 1740 - wird Hieronymus zum Leutnant befördert. Seine Karriere verspricht unter seinem Patron glänzend zu verlaufen, denn im gleichem Jahr wird der Sohn Anton Ulrichs v. Braunschweig zum Zar Iwan VI. ernannt. Aber alles endet nach einem gewaltsamen Thronwechsel, als Elisabeth I., Tochter des Zaren Peter des Großen, 1741 den einjährigen Iwan und seine Eltern gefangen nimmt und sie ins Exil schickt. Münchhausens Leben wird seitdem von Anton Ulrichs tragischem Schicksal überschattet. Zwar übersteht er den Umsturz heil - vermutlich, weil er zu dieser Zeit in Finnland kämpft, aber aus seiner so glänzend begonnene Karriere wird nichts, eine weitere Beförderung lässt elf Jahre auf sich warten.

Die Garnisonstadt Riga wird jetzt sein hauptsächlicher Aufenthaltsort - und dort fühlt er sich anscheinend sehr wohl. Diese Rigaer Jahre beeinflussen nachhaltig seine Fähigkeit als Erzähler, denn in Freundeskreisen des damaligen Litauen, das erst vor kurzem seine bedeutende Rolle in der europäischen Geschichte verloren hat, wird gerne erzählt. An diesen gemütlichen Abendtreffen nimmt Hieronymus v. Münchhausen oft teil, bestimmt nicht nur als Zuhörer. (Unter Balten kursieren auch noch in unserer Zeit Anekdoten, die man ihm zuschreibt.) Aber Riga gibt Hieronymus nicht nur die Liebe zum Fabulieren: Aus dem livländischen Adel holt er sich seine Lebensgefährtin, Jacobine von Dunten. Am 2. Februar 1744 schließt er die Ehe, die 46 glückliche Jahre währen sollte. 

1750 wird Hieronymus zum kaiserlich russischen Rittmeister vorgeschlagen. Er muss aber langsam erkennen, dass Aufstieg und Karriere für ihn zu Ende sind, also nimmt er den Abschied und fährt mit seiner Frau heim nach Bodenwerder. Die Abenteuerjahre sind vorbei! Aber sie haben den Herrn des bescheidenen Landgutes zu einem Weltmann werden lassen. Ohne die Erlebnisse in der Fremde wäre er vielleicht nie der große Fabulierer geworden.

Von nun an führt Hieronymus v. Münchhausen das Leben eines Landedelmannes, der sein Gut bestellt, geselligen Verkehr mit seinen Gutsnachbarn pflegt, und dessen liebster Zeitvertrieb die Jagd ist. Im Freundeskreis beginnt sein Erzählertalent berühmt zu werden. Gäste kommen nach Bodenwerder - auch von weit her -, um fabelhafte Geschichten zu hören. Zuweilen sind der Göttinger Dichter Gottfried August Bürger, der Philosoph Georg Christoph Lichtenberg und der Museumsdirektor Rudolf Erich Raspe, alle drei auch große Erzähler, bei ihm zu Besuch.

1790 stirbt Jacobine v. Münchhausen. Hieronymus bleibt allein. Um der Einsamkeit zu entfliehen, heiratet er 1794 als 74-jähriger die 18-jährige Bernhardine v. Brünn. Die Ehe wird unglücklich, schon nach einigen Monaten beginnt Münchhausen einen 3-jährigen Scheidungsprozess, der ihn sein ganzes Vermögen kostet. 

Verbittert und einsam stirbt der große Fabulierer, Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen, am 22. Februar 1797.