Morgengebet
O wunderbares tiefes Schweigen
Wie einsam ist's noch auf der Welt
Die Wälder nur sich leise neigen
Als ging' der Herr durchs stille Feld
Ich fühl mich recht wie neu geschaffen
Wo ist die Sorge nun und Not
Was mich noch gestern wollt erschlaffen
Ich schäm mich des im Morgenrot
Die Welt mit ihrem Gram und Glücke
Will ich ein Pilger frohbereit
Betreten nur wie eine Brücke
Zu dir Herr übern Strom der Zeit
Und buhlt mein Lied auf Weltgunst lauernd
Um schnöden Sold der Eitelkeit
Zerschlag mein Saitenspiel und schauernd
Schweig ich vor dir in Ewigkeit
Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff