Donnerstag, 30. Mai 2013

Johannes Brahms: Requiem



Johannes Brahms hat sein Werk „Ein deutsches Requiem“ genannt. Unter einem Requiem versteht man gemeinhin die Liturgie der Totenmesse der katholischen Kirche bzw. kirchenmusikalische Kompositionen zum Totengedenken. Der im evangelisch-lutherischen Hamburg groß gewordene Brahms orientierte sich bei der Auswahl seiner Texte aber nicht am traditionellen Kanon des Requiems als Totenmesse, sondern wählte aus Texten des Alten und Neuen Testamentes in der Fassung der Lutherbibel vor allem solche aus, in denen der Trost der Hinterbliebenen im Mittelpunkt steht. Brahms demonstrierte dabei u. a. eine enorme Kenntnis der Bibeltexte und Psalmen; er gestaltete sein Deutsches Requiem nicht als Trauermusik, sondern zum Trost derer, „die da Leid tragen“, also vor allem als eine von Ernst, Würde und Zuversicht getragene Musik für die Lebenden. Der kirchenmusikalischen Gattung des Requiems kann und soll Brahms Stück deshalb nicht gerecht werden; von der Anlage – vor allem der Besetzung – her kann man es eher als Oratorium bezeichnen, wobei die dramatische Komponente fehlt. In der Textabfolge knüpft es am ehesten an die evangelische Motette früherer Zeiten an. Einer genauen Einordnung in eine musikalische Gattung verschließt sich das Werk, ähnlich wie Händels Messiah, mit dem es auch die Textauswahl zur Auferstehung der Toten gemeinsam hat.



In Liebe für Albert
♥♥

Es sandte mir das Schicksal tiefen Schlaf.
Ich bin nicht tot, ich tauschte nur die Räume.
Ich leb in euch, ich geh in eure Träume,
da uns, die wir vereint, Verwandlung traf.

Ihr glaubt mich tot, doch daß die Welt ich tröste,
leb ich mit tausend Seelen dort,
an diesem wunderbaren Ort,
im Herzen der Lieben. Nein, ich ging nicht fort,
Unsterblichkeit vom Tode mich erlöste.



Michelangelo (1475 - 1564),
eigentlich Michelagniolo di Ludovico di Lionardo di Buonarotti,
italienischer Bildhauer, Maler, Baumeister und Dichter



Ihr habt nun Traurigkeit; aber ich will euch wiedersehen,
und euer Herz soll sich freuen, 
und eure Freude soll niemand von euch nehmen.

* Johannes Brahms *


Freitag, 24. Mai 2013

Die Hände der Jeanne-Marie


Jeanne-Marie hat starke Hände
Gegerbt vom Sommer: dunkelbraun
Und so bleich wie Totenhände
Sind so Juanas anzuschaun

Schwammen sie in Bräunungscreme
Frei im Sumpf der Lüsternheit
Machte sie das Mondlicht schön
Feucht im Teich der Heiterkeit
Tranken Himmel sie verloddert
Sanft auf Knien eingewiegt
Rollten sie Zigarren oder
Fälschten Diamanten sie
Banden sie goldene Blumen
An Madonnenfüßen fest
Belladonnas schwarzes Bluten
Von den Flächen spritzt und döst
Hände, die Zweiflügler jagen
Durch Auroras blauen Schein
Um den Nektar rein zu halten
Hände, Gifte zu verstreun

Welcher Traum gab sich zum Pfand
Als sie sich pandikulierten
Träume Asiens, verkannt
Von Zion oder Khengavirien

Sie verkauften nicht Orangen
Nicht Politur für Götterfüße
Für augenlose, fette Rangen
Wuschen sie nie Wickeltücher

Es sind die Hände nicht von Zicken
Noch von dicken Arbeitsfraun
Die im Wald der Drecksfabriken
Aus Teer betrunkne Sonnen brau'n

Zwar sind sie Rückgratkrümmerinnen
Die Hände, doch nie böses Schwert
Sind unheilvoller als Maschinen
Und stärker als ein ganzes Pferd
Und reger als des Feuers Wesen
Durchrüttelnder als Schüttelfrost
Singt ihr Fleisch die Marseillaise
Ein Kyrie immer eingeschlossen

Sie würgten eure Hälse, Schlampen
Sie brächen eure Hände, Fraun
Von Adel, eure feinen, schlanken
Finger, weiß und rot versaut
Diese Hände, liebeglühend
Verdrehen jedem Schaf das Hirn
Auf ihren festen Fingergliedern
Steckt von der Sonne ein Rubin
Des Pöbels Auflauf kennt ein Braun
Wie's eine Brust von gestern ist
Der Hände Rücken ist der Raum
Den gern jeder Empörer küss
t
Voller Liebe in der Sonne
Sind sie bleich und eine Zier
Sie tragen der Gewehre Bronze
Durch's Paris, das rebelliert
Ach! Dann und wann, an heilgen Händen
Deren Fäuste unser Mund
Stets ernüchtert küssen könnte
Klirrn Kerkerketten manche Stund
Zuweilen zuckt's in uns befremdlich
Und unser Wesen ist entsetzt
Wenn ihr erblasst, o Engelhände
Nur weil man euch ausbluten lässt


* Jean Nicolas Arthur Rimbaud *

war ein französischer Dichter, Abenteurer und Geschäftsmann. 
Heute gilt er als einer der Großen der französischen Lyrik.


Geboren: 20. Oktober 1854, Charleville-Mézières
Gestorben: 10. November 1891, Marseille



Mittwoch, 15. Mai 2013

Good Night


*Louis Janmot *

Night

Slowly the evening changes the robes,
holding it by a row of ancient trees;
you look: and you, the countries differ,
a world traveling, and one that falls;

and leave you, never quite belonging,
not quite as dark as the darkened houses,
not to eternity imploringly
as what is star each night and climbs -

and leave you inexpressibly to unravel
your life and bang immensity and,
so that it soon limited and soon realizing
is alternately stone in you and star.

Rainer Maria Rilke



The sun teaches all beings to yearn for the light. 
But it is the night that raises us all to the stars.

Khalil Gibran


Eugène Delacroix


        * Hommage a Delacroix *

Ferdinand Victor Eugène Delacroix 
war einer der bedeutendsten französischen Maler und gilt wegen der Lebhaftigkeit seiner Vorstellungskraft und wegen seines großzügigen Umgangs mit den Farben als Wegbereiter des Impressionismus. 


* Dante Barke *

Sein Vater Charles-François Delacroix war Mitglied der Revolutionsregierung und bis 1797 Außenminister. Anschließend arbeitete er als Botschafter in Holland. In dieser Zeit wurde Delacroix geboren. Es gibt allerdings gewichtige Hinweise darauf, dass sein Vater in Wahrheit Charles Maurice de Talleyrand war. Vertreten wird die These von Talleyrand als Erzeuger des berühmten Malers u.a. von Franz Blei, Alfred Duff Cooper, 1. Viscount Norwich, und Orieux. Diese Autoren berufen sich dabei auf die physiognomische Ähnlichkeit von Talleyrand und Delacroix, die Unmöglichkeit der biologischen Vaterschaft von Delacroix' nominellem Vater, der zum Zeugungszeitpunkt infolge eines venerischen Gebrechens – das erst mehrere Monate nach der Zeugung behoben worden war – nicht zeugungsfähig war und auf die Förderung des jungen Delacroix durch einen anonymen aber mächtigen und finanzkräftigen Wohltäter.


* Freiheit führt das Volk *

Seine Ferien verbrachte er in einem gotischen Kloster in der Normandie, das einem Cousin gehörte. Die Ruinen beeindruckten ihn derart, dass er mit dem Malen begann. Durch seinen Onkel Jean-Henri Riesener dazu ermuntert, besuchten die beiden ab und zu das Atelier von Pierre-Narcisse Guérin. Er fühlte sich zu den Romantikern hingezogen. Deren Ideen, Gedanken und Vorstellungen spiegeln sich in seinem zweiten Bild "Das Massaker von Chios" wider, das auf eine geteilte Kritik stieß. Mit diesem Bild war seine Bedeutung in der jüngeren Malergeneration nicht mehr zu leugnen. Er galt als der führende Maler der Romantik, auch wenn er selbst diese Führungsrolle immer wieder bestritt. Im selben Jahr stellte er sein Bild "Der Tod des Sardanapal" aus, das die Kritiker entsetzte. Viele drängten ihn, sein Talent nicht in solchen Exzessen zu vergeuden. Diese Stimmen verstummten 1831, als er »Die Freiheit führt das Volk« zum Ruhme und zum Gedenken der Julirevolution im Salon ausstellte. Mit diesem Bild festigte er seine führende Rolle unter den Malern.

                                   * Frauen von Algier *

Einflussreiche Freunde ermöglichten Delacroix eine Reise nach Marokko und einen Besuch des dortigen Sultans. Er konnte nun mit eigenen Augen Dinge sehen, welche sich die Romantiker in ihrer Fantasie vorgestellt hatten. Delacroix war vom strahlenden Licht, den üppigen Farben und der schlichten Würde des Islam beeindruckt. Die in dieser Zeit zu Hunderten entstandenen Notizen und Skizzen blieben ihm ein stetiger Quell der Inspiration. Studien zu Tieren und vor allem seine Gemälde zur Löwenjagd sind ebenfalls Ausdruck dieser Schaffensperiode. Nach Frankreich zurückgekehrt, beauftragte ihn die Regierung mit mehreren Gemälden, die ihn bis an sein Lebensende beschäftigten. Dadurch, dass er monatelang ununterbrochen arbeitete, pausenlos Entwürfe und Skizzen anfertigte und dabei noch seine Mitarbeiter dirigierte, blieb ihm wenig Freizeit. Zerstreuung fand er morgens in den Salons, in denen sein Esprit und seine Intelligenz gefragt waren. Wirkliche Freunde hatte er nur wenige, darunter George Sand und Frédéric Chopin.


* Der Tod des Sardanapal *

Im Alter wurde Delacroix, der sich mehr und mehr zurückzog, mit großen Ehren bedacht. Auf der Weltausstellung von 1855 wurde ihm eine Retrospektive gewidmet. Außerdem wurde er mit der Grand Médaille d’Honneur ausgezeichnet, wurde Kommandeur der Ehrenlegion und 1857 Mitglied der Ecole des Beaux-Arts, an die er 1859 sein letztes Bild schickte. Vier Jahre später starb er an einer chronischen Halserkrankung.

Eugène Delacroix

Geboren: 26. April 1798, Saint-Maurice-en-Chalencon
Gestorben: 13. August 1863, Paris


I live my life



I live my life in growing rings
which draw on things.
I'm the last might not finish,
but I want to try it.
I circle around God, around the ancient tower,
and I circle for thousands of years;
and I do not know yet:
I am a falcon, a storm
or a great song.

Rainer Maria Rilke




Montag, 13. Mai 2013

To my friends

* Edouard_Manet *

To my friends

We are here because the game of fortune
The soon there tends now here,
And lie on the scales of destiny,
The dropped earlier, now rising?

And as always to tyrants
Control our benefit and harm
Increase when they banish Honest
The meanness!

And proud priests enjoin us
What should believe our soul,
With Fire and Sword preach peace
Full of holy madness!

And all the nations wars
Misfortune to fall into the fame
That a subject more regions
As weapons ownership?

And then to force us into bondage
The counterfeit Ugliness
To bring a powerful incense
Only through great infamy?

No! Friends come, let us escape
The shackles that beut Europe,
Draw Unverdorbnen to Taiti
For their honesty.

And let us teach the people there
How did Orpheus least one;
The strings play to defend their wildness
Establish a state,

Where only natural he leads the scepter,
As supported by Arts,
And everyone in the state, the gebühret him
The fatherland benefits.

And where not bloody trophies
Situated on offnem place,
And do not we pray to God intimately
A bloody victim falls.

Novalis


When in fear dark hours
Almost discouraged our heart,
When, overcome by illness,
Gnawing fear within us;
We think of the good lover,
As she expresses grief and sorrow,
Clouds our view limit,
Which no ray of hope by looks,

O! then God tends across,
His love comes close to us'
We yearn over us,
Is his angel before us,
Bring the cup of fresh life,
Whisper encouragement and comfort to us,
And we do not pray in vain
Also for the peace lovers.

Novalis


Novalis,

Georg Philipp Friedrich Freiherr von Hardenberg,
was a German writer of early romanticism,
Philosopher, lawyer and mining engineer.

Born: May 2nd, 1772, Wiederstedt
Died: March 25, 1801, Weißenfels



Samstag, 11. Mai 2013

Gustav Klimt

* Beethovenfries *

1902 schuf Klimt aus Anlass der 14. Secessions-Ausstellung für den linken Seitensaal des Wiener Secessionsgebäudes den Beethovenfries. Die Auseinandersetzungen, die darüber in der Presse geführt wurden, dokumentierte Hermann Bahr, Freund und Verfechter Klimts, im Buch Gegen Klimt, das Ende 1902 erschien und Zeitungsausschnitte zu Klimts Werk versammelte. 1903 zeigte die Secession 80 Werke Klimts. 1905 trat Klimt mit einer Gruppe von Künstlern, unter anderen Carl Moll, aus der Secession aus, weil ihm einige Malerkollegen einen zu „naturalistischen“ Stil verfolgten, unter anderem Josef Engelhart. Klimts Bilder wurden aus dem Secessionsgebäude entfernt. Mit Josef Hoffmann und Koloman Moser, den Gründern der Wiener Werkstätte, verband Klimt enge Freundschaft. 1904 wurde Josef Hoffmann mit dem Entwurf eines Stadtpalais für den belgischen Großindustriellen Adolphe Stoclet in Brüssel betraut; das Gebäude ist als Palais Stoclet in die Kunstgeschichte eingegangen. Gustav Klimt wurde von Fritz Wärndorfer, Wiener Werkstätte, mit dem Entwurf für den Fries für den Speisesaal des Palais beauftragt. 




* Stoclet Fries *


* Der Kuss *

Der Kuss ist eines der bedeutenden Werke von Gustav Klimt und ebenso der Malerei des Jugendstils. Es gilt zudem als das bekannteste Gemälde des Malers, da es durch Reproduktionen in vielerlei Form weit verbreitet wurde. Das Werk gehört in eine Phase von Klimts Schaffen, welche die „Goldene Periode“ genannt wird, weil der Künstler in dieser Zeit besonders ausgeprägt von Goldfarben Gebrauch machte. Die Popularität der Bilder jener Zeit mag mit der Verwendung der Goldbronze zusammenhängen. Diese ruft magische, religiöse Assoziationen ebenso hervor, wie solche von schierem materiellen Wert, von Kostbarkeit.

* Schloß Unterach am Attersee - 1908-1909 *

1905 stellte Klimt in der Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes in Berlin 15 Werke aus und erhielt den Villa-Romana-Preis. 1906 reiste Klimt nach Belgien und England und wurde zum Ehrenmitglied der Königlich-Bayerischen Akademie der Bildenden Künste in München ernannt. 1908 reiste er nach Florenz. Von 1900 bis 1916 war Gustav Klimt vorwiegend am Attersee in Oberösterreich auf Sommerfrische. Hier entstand der größte Teil seiner Landschaftsgemälde. In Unterach am Attersee erinnert ein Klimt-Denkmal am Seeufer daran. 

* Mutter und Kind Detail *

Der Künstler pflegte enge Beziehungen zu einigen seiner Auftraggeber, die vornehmlich aus dem assimilierten jüdischen Wiener Großbürgertum stammten. Klimt war nie verheiratet, hatte aber zu mehreren Frauen intime Beziehungen, insbesondere zu seinen Modellen aus großbürgerlichen Kreisen. Wie weit die Beziehungen mit den von ihm porträtierten Frauen seiner Auftraggeber ging, etwa mit Serena Lederer, der Gattin August Lederers, oder mit Adele Bloch-Bauer, der Gattin des Zuckerindustriellen Ferdinand Bloch-Bauer, ist Spekulation. Elisabeth Bachofen-Echt, die Tochter Serena Lederers, erreichte während der Zeit des Nationalsozialismus jedenfalls einen „Abstammungsbescheid“, durch den die außereheliche Vaterschaft des „arischen“ Gustav Klimt amtlich bestätigt wurde, was ihr vermutlich das Leben rettete. Enge, aber nicht notwendiger Weise sexuelle Beziehungen bestanden auch zu Alma Mahler-Werfel und zur angeblich lesbischen Emilie Flöge, für deren Modesalon Klimt Entwürfe zu Reformkleidern anfertigte.

* Studio *

Gustav Klimt war ein bedeutender österreichischer Maler und einer der bekanntesten Vertreter des Wiener Jugendstils, auch Wiener Secession genannt. Gustav Klimt erlitt am 11. Jänner 1918 in seiner Wohnung in der Wiener Westbahnstraße einen Schlaganfall und starb am 6. Februar 1918.


 * Gustav Klimt *

Geboren: 14. Juli 1862, Baumgarten
Gestorben: 6. Februar 1918, Wien


Freitag, 10. Mai 2013

Bertold Brecht



An die Nachgeborenen

Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!
Das arglose Wort ist töricht. Eine glatte Stirn
Deutet auf Unempfindlichkeit hin. Der Lachende
Hat die furchtbare Nachricht
Nur noch nicht empfangen.
Was sind das für Zeiten, wo
Ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist
Weil es ein Schweigen über so viel Untaten einschließt!
Der dort ruhig über die Straße geht
Ist wohl nicht mehr erreichbar für seine Freunde
Die in Not sind?

Es ist wahr: ich verdiene noch meinen Unterhalt
aber glaubt mir: das ist nur ein Zufall. Nichts
Von dem, was ich tue, berechtigt mich dazu, mich satt zu essen.
Zufällig bin ich verschont. (Wenn mein Glück aussetzt, bin ich verloren.)

Man sagt mir: Iß und trink du! Sei froh, daß du hast!
Aber wie kann ich essen und trinken, wenn
Ich dem Hungernden entreiße, was ich esse, und
Mein Glas Wasser einem Verdurstenden fehlt?
Und doch esse und trinke ich.

Ich wäre gerne auch weise.
In den alten Büchern steht, was weise ist:
Sich aus dem Streit der Welt halten und die kurze Zeit
Ohne Furcht verbringen
Auch ohne Gewalt auskommen
Böses mit Gutem vergelten
Seine Wünsche nicht erfüllen, sondern vergessen
Gilt für weise.
Alles das kann ich nicht:
Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!

II
In die Städte kam ich zur Zeit der Unordnung
Als da Hunger herrschte.
Unter die Menschen kam ich zu der Zeit des Aufruhrs
Und ich empörte mich mit ihnen.
So verging meine Zeit
Die auf Erden mir gegeben war.

Mein Essen aß ich zwischen den Schlachten
Schlafen legte ich mich unter die Mörder
Der Liebe pflegte ich achtlos
Und die Natur sah ich ohne Geduld.
So verging meine Zeit
Die auf Erden mir gegeben war.

Die Kräfte waren gering. Das Ziel
Lag in großer Ferne
Es war deutlich sichtbar, wenn auch für mich
Kaum zu erreichen.
So verging meine Zeit
Die auf Erden mir gegeben war.

III
Ihr, die ihr auftauchen werdet aus der Flut
In der wir untergegangen sind
Gedenkt
Wenn ihr von unseren Schwächen sprecht
Auch der finsteren Zeit
Der ihr entronnen seid.

Gingen wir doch, öfter als die Schuhe die Länder wechselnd
Durch die Kriege der Klassen, verzweifelt
Wenn da nur Unrecht war und keine Empörung.

Dabei wissen wir doch:
Auch der Hass gegen die Niedrigkeit
Verzerrt die Züge.
Auch der Zorn über das Unrecht
Macht die Stimme heiser. Ach, wir
Die wir den Boden bereiten wollten für Freundlichkeit
Konnten selber nicht freundlich sein. 
Ihr aber, wenn es so weit sein wird
Daß der Mensch dem Menschen ein Helfer ist -

Gedenkt unsrer mit Nachsicht.




Brecht über seine politische Bewusstseinsveränderung

Ich bin aufgewachsen als Sohn wohlhabender Leute. Meine Eltern haben mir einen Kragen umgebunden und mich erzogen in den Gewohnheiten des Bedientwerdens, und unterrichtet in der Kunst des Befehlens. Aber als ich erwachsen war und um mich sah, gefielen mir die Leute meiner Klasse nicht, nicht das Befehlen und nicht das bedient werden. Und ich verließ meine Klasse und gesellte mich zu den geringeren Leuten.


Bertolt Brecht war ein einflussreicher deutscher Dramatiker und Lyriker des 20. Jahrhunderts. Seine Werke werden weltweit aufgeführt. Brecht hat das epische Theater beziehungsweise„dialektische Theater“ begründet und umgesetzt. 



Geboren: 10. Februar 1898, Augsburg
Gestorben: 14. August 1956, Berlin



Victor Hugo

                                       

Morgen schon in der Morgendämmerung, um die Stunde 
wenn das Land hell wird, werde ich aufbrechen. 
Siehst du ich weiß, dass du auf mich wartest.
Ich werde durch den Wald gehen, ich werde über das Gebirge gehen,
Ich kann nicht länger fern von dir bleiben.

Ich werde gehen ganz in Gedanken, ohne etwas anderes zu sehen, 
ohne ein Geräusch zu hören, alleine. 
Unbekannt den Rücken gekrümmt, die Arme verschränkt, traurig. 
Und der Tag wird für mich wie die Nacht sein.

Ich werde weder das Gold des Sonnenuntergangs betrachten,
noch in der Ferne die Segel die hinunter nach Harfleur eilen,
und wenn ich ankomme, werde ich auf dein Grab 
einen Strauß von grünem Stechpalm und blühender Heide legen.

Victor Hugo


Die Bestattungsfeier von Victor Hugo

Victor Hugo setzte sich gemeinsam mit Honoré de Balzac für ein Urheberrecht ein und war einer der wichtigsten Verfechter der Berner Übereinkunft zum Schutz von Werken der Literatur und Kunst.
Das Buch als Buch gehört dem Autor, aber als Gedanke gehört es – der Begriff ist keineswegs zu mächtig – der Menschheit. Jeder denkende Mensch hat ein Recht darauf. Wenn eines der beiden Rechte, das des Autors oder das des menschlichen Geistes, geopfert werden sollte, dann wäre es, zweifellos, das Recht des Autors, denn unsere einzige Sorge gilt dem öffentlichen Interesse, und die Allgemeinheit, das erkläre ich, kommt vor uns.

Victor Hugo


Das Lied der Blume



Das Lied der Blume

Ich bin ein Wort, das die Natur gesprochen
Und dann zurückgenommen
In ihrem Herzen barg,
Um es ein zweites Mal zu äußern.
Ich bin ein Stern, der einst vom blauen Himmel
Auf einen grünen Teppich fiel.

Ich bin der Elemente Tochter:
Im Winter getragen,
Vom Frühling geboren,
Erzogen vom Sommer;
Der Herbst legt mich zur Ruh.

Ich bin ein Geschenk für Liebende
Und eine Hochzeitskrone.
Ich bin die letzte Gabe der Lebenden an die Toten.

Wenn der Morgen kommt,
Künden ich und der Wind
Vom Licht.
Und am Abend sagen die Vögel und ich ihm Lebewohl.

Ich schwebe über den Ebenen
Und verschönere sie.
Ich schicke meinen Wohlgeruch in die Lüfte.
Ich umarme den Schlummer,
Und die mannigfaltigen Augen der
Nacht blicken lange auf mich.
Ich such das Erwachen, um auf das Einzige
Auge des Tages zu schau'n.

Ich trinke von des Taues berauschendem Nass
Und höre der Amsel Lied.
Ich tanze zum Rhythmus des sich wiegenden Grases
Und blicke immer zum Himmel, das Licht zu sehen,
Nicht, um darin mein Bild zu betrachten.
Dies ist eine Weisheit, die der Mensch noch nicht kennt.

Khalil Gibran





Donnerstag, 9. Mai 2013

Your children are not your children




Children

And a woman who held a babe against her bosom said,
 "Speak to us of Children."
And he said:
Your children are not your children.
They are the sons and daughters of Life's longing for itself.
They come through you but not from you,
And though they are with you, yet they belong not to you.
You may give them your love but not your thoughts.
For they have their own thoughts.
You may house their bodies but not their souls,
For their souls dwell in the house of tomorrow,
which you cannot visit, not even in your dreams.
You may strive to be like them,
but seek not to make them like you.
For life goes not backward nor tarries with yesterday.
You are the bows from which your children as living arrows are sent forth.
The archer sees the mark upon the path of the infinite,
and He bends you with His might that His arrows may go swift and far.
Let your bending in the archer's hand be for gladness;
For even as he loves the arrow that flies, so He loves also the bow that is stable.

Khalil Gibran 
Der Prophet





La Muse Venale



La Muse Venale

O Muse de mon cœur, amante des palais,
Auras-tu, quand Janvier lâchera ses Borées,
Durant les noirs ennuis des neigeuses soirées,
Un tison pour chauffer tes deux pieds violets?

Ranimeras-tu donc tes épaules marbrées 
Aux nocturnes rayons qui percent les volets? 
Sentant ta bourse à sec autant que ton palais, 
Récolteras-tu l'or des voûtes azurées?

Il te faut, pour gagner ton pain de chaque soir, 
Comme un enfant de choeur, jouer de l'encensoir, 
Chantes des Te Deum auxquels tu ne crois guère,

Ou, saltimbanque à jeun, étaler les appas 
Et ton rire trempé de pleurs qu'on ne voit pas, 
Pour faire épanouir la rate du vulgaire.

Charles Baudelaire