Jeanne-Marie hat starke Hände
Gegerbt vom Sommer: dunkelbraun
Und so bleich wie Totenhände
Sind so Juanas anzuschaun
Schwammen sie in Bräunungscreme
Frei im Sumpf der Lüsternheit
Machte sie das Mondlicht schön
Feucht im Teich der Heiterkeit
Tranken Himmel sie verloddert
Sanft auf Knien eingewiegt
Rollten sie Zigarren oder
Fälschten Diamanten sie
Banden sie goldene Blumen
An Madonnenfüßen fest
Belladonnas schwarzes Bluten
Von den Flächen spritzt und döst
Hände, die Zweiflügler jagen
Durch Auroras blauen Schein
Um den Nektar rein zu halten
Hände, Gifte zu verstreun
Welcher Traum gab sich zum Pfand
Als sie sich pandikulierten
Träume Asiens, verkannt
Von Zion oder Khengavirien
Sie verkauften nicht Orangen
Nicht Politur für Götterfüße
Für augenlose, fette Rangen
Wuschen sie nie Wickeltücher
Es sind die Hände nicht von Zicken
Noch von dicken Arbeitsfraun
Die im Wald der Drecksfabriken
Aus Teer betrunkne Sonnen brau'n
Zwar sind sie Rückgratkrümmerinnen
Die Hände, doch nie böses Schwert
Sind unheilvoller als Maschinen
Und stärker als ein ganzes Pferd
Und reger als des Feuers Wesen
Durchrüttelnder als Schüttelfrost
Singt ihr Fleisch die Marseillaise
Ein Kyrie immer eingeschlossen
Sie würgten eure Hälse, Schlampen
Sie brächen eure Hände, Fraun
Von Adel, eure feinen, schlanken
Finger, weiß und rot versaut
Diese Hände, liebeglühend
Verdrehen jedem Schaf das Hirn
Auf ihren festen Fingergliedern
Steckt von der Sonne ein Rubin
Des Pöbels Auflauf kennt ein Braun
Wie's eine Brust von gestern ist
Der Hände Rücken ist der Raum
Den gern jeder Empörer küss
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Voller Liebe in der Sonne
Sind sie bleich und eine Zier
Sie tragen der Gewehre Bronze
Durch's Paris, das rebelliert
Ach! Dann und wann, an heilgen Händen
Deren Fäuste unser Mund
Stets ernüchtert küssen könnte
Klirrn Kerkerketten manche Stund
Zuweilen zuckt's in uns befremdlich
Und unser Wesen ist entsetzt
Wenn ihr erblasst, o Engelhände
Nur weil man euch ausbluten lässt
* Jean Nicolas Arthur Rimbaud *
war ein französischer Dichter, Abenteurer und Geschäftsmann.
Heute gilt er als einer der Großen der französischen Lyrik.
Geboren: 20. Oktober 1854, Charleville-Mézières
Gestorben: 10. November 1891, Marseille