Samstag, 30. Dezember 2017

Man nehme zwölf Monate...


* Mutter von Goethe *


Man nehme 12 Monate, putze sie sauber von Neid, Bitterkeit, Geiz, Pedanterie 
und zerlege sie in 30 oder 31 Teile, so daß der Vorrat für ein Jahr reicht. 
Jeder Tag wird einzeln angerichtet aus 1 Teil Arbeit und 2 Teilen Frohsinn und Humor. 
Man füge 3 gehäufte Esslöffel Optimismus hinzu, 1 Teelöffel Toleranz, 1 Körnchen Ironie 
und 1 Prise Takt. Dann wird die Masse mit sehr viel Liebe übergossen. 

Das fertige Gericht schmücke man mit Sträußchen kleiner Aufmerksamkeiten und 
serviere es täglich mit Heiterkeit.


Katharina Elisabeth Goethe 1731-1808
(Mutter v. Johann Wolfgang von Goethe)

* Goethes Familie *



Donnerstag, 28. Dezember 2017

Das Neujahrsfest...


* Alma Tadema Lawrence *

Diese Geschichte spielt im alten Persien. 

Es war an der Zeit, das Neujahrsfest vorzubereiten. Der König wies seine Leute an: Ich möchte, daß es ein wirklich königliches Fest wird. Die Gästeliste soll überquellen von illustren Persönlichkeiten. Die Tische sollen sich biegen unter Delikatessen, und der Wein soll nur aus erlesenen Trauben und besten Jahrgängen bestehen.

Die Mitarbeiter schwärmten aus und brachten aus allen Landesteilen nur das Köstlichste. Aber der König war nicht zufriedenzustellen. Im letzten Jahr habe ich ein durch nichts zu überbietendes Fest gegeben. Aber die ganze Stadt sprach nur von dem Fest bei Ramun, dem Maler. Da wurde getrunken und gelacht die ganze Nacht bis zum Nachmittag des nächsten Tages. Im Jahr davor war es dasselbe. Ebenso im Jahr davor und davor. Einmal muß es mir doch gelingen, diesen Wurm zu übertrumpfen, denn ich, ich bin der König.

Einer der Mitarbeiter, ein kluger Mann, verneigte sich tief und fragte: Mein König, habt Ihr je mit dem Maler gesprochen? Es muß doch einen Grund geben, warum die Leute sein Fest so lieben, obwohl sie in schäbiger Hütte ihre mitgebrachten Happen essen und den billigsten Wein trinken müssen. 

Der König nickte stumm und sagte: Gut, schafft mir diesen Ramun heran. Und so geschah es. Warum lieben die Menschen so dein Neujahrsfest, fragte der König. Worauf der Maler: Wir sind Freunde und brauchen einander - aber mehr brauchen wir nicht. Deshalb sind wir reich.“

Verfasser Unbekannt 

* Alma Tadema Lawrence * 




Samstag, 23. Dezember 2017

Unter dem Tannenbaum


* Marcel Rieder *

Unter dem Tannenbaum 
Ich wußte es wohl, in solchen Päckchen steckte ein Stück leibhaftigen Weihnachtens, denn der Onkel hatte einen Bruder in Hamburg, und er trat nicht mit leeren Händen an den Tannenbaum. So nie gesehenes, märchenhaftes Zuckerzeug, wie er mitten in der Bescherung noch mir und meiner Schwester auf unsere Weihnachtsteller zu legen pflegte, ist mir später niemals wieder vorgekommen. Bald darauf steige ich an der Hand des Onkels die breite Steintreppe zu unserm Hause hinauf. Ein paar Augenblicke verschwindet er mit seinen Päckchen in die Weihnachtsstube; es ist noch nicht angezündet, aber durch die halb geöffnete und rasch wieder geschlossene Tür glitzert es mir entgegen aus der noch drinnen herrschenden ahnungsvollen Dämmerung. Ich schließe die Augen, denn ich will nichts sehen, und trete in das gegenüberliegende, festlich erleuchtete Zimmer, das ganz von dem Duft der braunen Kuchen und des heute besonders fein gemischten Tees erfüllt ist. Die Hände auf dem Rücken mit langsamen Schritten geht mein Vater auf und nieder. Nun, seid ihr da?' fragt er stehenbleibend.




Und schon ist auch Onkel Erich bei uns; mir scheint, die Stube wird noch einmal so hell, das er eintritt. Er grüßt die Großmutter, den Vater; er nimmt meiner Schwester die Tasse ab, die sie ihm auf dem gelblackierten Brettchen präsentiert. ,Was meinst du', sagt er, indem er seinen Augen einen bedenklichen Ausdruck zu geben sucht, ,es wird wohl heute nicht viel für uns abfallen!' Aber er lacht dabei so tröstlich, daß diese Worte wie eine goldene Verheißung klingen. Dann, während in dem blanken Messingkomfort der Teekessel saust, beginnt er eine seiner kleinen Erzählungen von den Begebenheiten der letzten Tage, seit man sich nicht gesehen. War es nun der Ankauf eines neuen Spazierstocks oder das unglückliche Zerbrechen einer Mundtasse; es floß alles so sanft dahin, daß man ganz davon erquickt wurde. Und wenn er gar eine Pause machte, um das bisher Erzählte im behaglichsten Gelächter nach zu genießen, wer hätte da nicht mitgelacht! Mein Vater nimmt vergeblich seine kritische Prise; er muß endlich doch mit einstimmen. 



Dies harmlose Geplauder – es ist mir das erst später klar geworden – war die Art, wie der tätige Geschäftsmann von der Tagesarbeit ausruhte. Es klingt mir noch lieb in der Erinnerung, und mir ist, als verstünde das jetzt niemand mehr.  Aber während der Onkel so erzählt, steckt meine Mutter, die seit Mittag unsichtbar gewesen ist, den Kopf ins Zimmer. Der Onkel macht ein Kompliment und bricht seine Geschichte ab; die Tür und die gegenüberliegende Tür werden weit geöffnet. Wir treten zögernd ein; und vor uns, zurückgestrahlt von dem großen Wandspiegel, steht der brennende Baum mit seinen Flittergoldfähnchen, seinen weißen Netzen und goldenen Eiern, die wie Kinderträume in den dunkeln Zweigen hängen…

Theodor Storm (1870 -1888)

                                            


Freitag, 22. Dezember 2017

The little Drummer Boy



Little Drummer 

Kommt, man sagte mir,
ich sollte mir einen neugeborenen König ansehen.
Unsere schönsten Geschenke bringen wir,
um sie dem König darzubringen.
Um Ihn so zu ehren,
wenn wir kommen.

Kleines Baby,
ich bin auch ein armer Junge,
ich habe kein Geschenk zu geben,
das passend wäre, 
um es unserem König zu geben.
Soll ich für dich spielen?!


Maria nickte.


Der Ochse und das Lamm ließen sich Zeit;
ich spielte meine Trommel für Ihn;
ich spielte mein Bestes für Ihn.

Da lächelte er mich an,
mich und meine Trommel.



Donnerstag, 21. Dezember 2017

Auf dem Weihnachtsmarkt


Auf dem Weihnachtsmarkt 

Am schönsten war es, wenn kurz zuvor Schnee gefallen, und bei mäßigem Frost und heiterem Wetter liegen geblieben war. 
Alsdann hatte sich das gewöhnliche Pflaster der Straße und des Platzes durch die Tritte der unzähligen Wanderer gleichsam in einen marmornen Fußboden verwandelt.

Um die Mittagsstunde wandelten dann wohl die vornehmern Stände behaglich auf und ab, schauten und kauften, luden den Bedienten, welche ihnen folgten, die Gaben auf, oder kamen auch nur wie in einem Saal zusammen, um sich zu besprechen und Neuigkeiten mitzuteilen. 


Am glänzendsten aber sind die Abendstunden, in welchen diese 
breite Straße von vielen tausend Lichtern aus den Buden von beiden Seiten erleuchtet wird, daß fast eine Tageshelle sich verbreitet, die nur hie und da durch das Gedränge der Menschen sich scheinbar verdunkelt.

Alle Stände wogen fröhlich und lautschwatzend durcheinander. 
Hier trägt ein bejahrter Bürgersmann sein Kind auf dem Arm, und zeigt und erklärt dem laut jubelnden Knaben alle Herrlichkeiten.

Eine Mutter erhebt dort die kleine Tochter, daß sie sich in der Nähe die leuchtenden Puppen, deren Hände und Gesicht von Wachs die Natur anmutig nachahmen, näher betrachten könne. 



Ein Cavalier führt die geschmückte Dame, der Geschäftsmann läßt sich gern von dem Getöse und Gewirr betäuben, und vergißt seiner Akten, ja selbst der jüngere und der ältere Bettler erfreut sich dieser öffentlichen, allen zugänglichen Maskerade, und sieht ohne Neid die ausgelegten Schätze und die Freude und Lust der Kinder, von denen auch die geringsten die Hoffnung haben, daß irgend etwas für sie aus der vollen Schatzkammer in die kleine Stube getragen werde.



So wandeln denn Tausende, scherzend, mit Planen zu kaufen, 
erzählend, lachend, schreiend, an den süßduftenden mannigfaltigen Zucker- und Marzipan-Gebäcken vorüber…

Aus Ludwig Tieck (1773 - 1853)  
Weihnachtsabend



Dienstag, 19. Dezember 2017

Jung sein...



Die Jugend kennzeichnet nicht einen Lebensabschnitt.


Man wird nicht alt weil man jung ist, jung bleibt wer noch staunen 

und sich begeistern kann, ihr seid so jung wie Euer Glaube.
Ihr werdet jung bleiben, wegen eurer Geisteshaltung.
Eine gewisse Anzahl an Jahren gelebt, und wie ein unersättliches Kind fragt.
Und dann so alt wie eure Zweifel, eure Aufnahmebereitschaft. 
Sie ist Ausdruck des Willens, der Vorstellungskraft und Gefühlsintensität.
Sie bedeutet Sieg des Mutes über die Mutlosigkeit,
Sieg der Abenteuerlust über den Hang zur Bequemlichkeit.
Man wird alt wenn man seine Ideale aufgibt.

Die Jahre zeichnen zwar die Haut, Ideale aufgeben aber zeichnet die Seele. 

Vorurteile, Zweifel, Befürchtungen und Hoffnungslosigkeit, sind Feinde 
die uns nach und nach zur Erde niederdrücken, und 
uns vor dem Tod zu Staub werden lassen.



Wer die Ereignisse herausfordert und sich freut am Spiel des Lebens.

So jung wie Euer Selbstvertrauen. So jung wie Eure Hoffnung.
So alt wie Eure Niedergeschlagenheit.



Empfänglich fürs Schöne, Gute und Große.

Empfänglich für die Botschaften der Natur, der Mitmenschen, des Unfaßlichen.
Sollte eines Tages Euer Herz geätzt werden von Pessimismus, zernagt von 
Zynismus, dann möge man Erbarmen haben mit Eurer Seele - 

Der Seele eines Greises.

Marc Aurel



Sonntag, 3. Dezember 2017

Dezemberlied



Dezemberlied

Harter Winter, streng und rauch, 
Winter, sei willkommen! 
Nimmst du viel, so gibst du auch, 
Das heißt nichts genommen!
Zwar am Äußern übst du Raub, 
Zier scheint dir geringe, 
Eis dein Schmuck, und fallend Laub 
Deine Schmetterlinge,
Rabe deine Nachtigall, 
Schnee dein Blütenstäuben, 
Deine Blumen, traurig all 
Auf gefrornen Scheiben.

Doch der Raub der Formenwelt 
Kleidet das Gemüte, 
Wenn die äußere zerfällt, 
Treibt das Innere Blüte.
Die Gedanken, die der Mai 
Locket in die Weite, 
Flattern heimwärts kältescheu 
Zu der Feuerseite.
Sammlung, jene Götterbraut, 
Mutter alles Großen, 
Steigt herab auf deinen Laut, 
Segenübergossen.

Und der Busen fühlt ihr Wehn, 
Hebt sich ihr entgegen, 
Lässt in Keim und Knospen sehn, 
Was sonst wüst gelegen.
Wer denn heißt dich Würger nur? 
Du flichst Lebenskränze, 
Und die Winter der Natur 
Sind der Geister Lenze!

(Franz Grillparzer, 1791-1872)


Freitag, 1. Dezember 2017

Altes Kaminstück



Draußen ziehen weiße Flocken
Durch die Nacht, der Sturm ist laut;
Hier im Stübchen ist es trocken,
Warm und einsam, stillvertraut.
Sinnend sitz ich auf dem Sessel,
An dem knisternden Kamin,
Kochend summt der Wasserkessel
Längst verklungne Melodien.
Und ein Kätzchen sitzt daneben,

Wärmt die Pfötchen an der Glut;
Und die Flammen schweben, weben,
Wundersam wird mir zu Mut.
Dämmernd kommt heraufgestiegen
Manche längst vergeßne Zeit,
Wie mit bunten Maskenzügen
Und verblichner Herrlichkeit.

Schöne Fraun, mit kluger Miene,
Winken süßgeheimnisvoll,
Und dazwischen Harlekine
Springen, lachen, lustigtoll.
Ferne grüßen Marmorgötter,
Traumhaft neben ihnen stehn
Märchenblumen, deren Blätter
In dem Mondenlichte wehn.

Wackelnd kommt herbeigeschwommen
Manches alte Zauberschloß;
Hintendrein geritten kommen
Blanke Ritter, Knappentroß.
Und das alles zieht vorüber,
Schattenhastig übereilt.
Ach! da kocht der Kessel über,
Und das nasse Kätzchen heult.

Heinrich Heine (1797-1856)





Donnerstag, 30. November 2017

Die Tochter des Neides, ist die Verleumdung


Neid und Eifersucht
sind die Schamteile der menschlichen Seele.

Friedrich Wilhelm Nietzsche

Neid beschwerte Menschen sind die eigentlichen Intriganten.
Da sie sich nicht durch eigene Leistungen emporschwingen können, versuchen sie ihre Stellung im Leben durch die Verkleinerung der Leistung anderer zu verbessern.

Albert Schweizer


 Neid ist eine Mischung aus Minderwertigkeitsgefühlen, Feindseligkeit und Ärger.
Neid entsteht, wenn wir uns mit einem anderen vergleichen
und feststellen, dass dieser etwas hat, das wir nicht besitzen, aber für sehr erstrebenswert halten.
Wir können ihn wegen seiner Besitztümer, seiner Intelligenz,
seines Aussehens, seines Status und Ansehens beneiden.
Neid, Missgunst und Habgier sind das schlimmste Übel der Menschheit.

Aus Habgier und Machtsucht, werden  ohne Rücksicht ganze Völker vernichtet.



Dienstag, 21. November 2017

Das Geheimnis ihrer glücklichen Ehe




Das Geheimnis ihrer glücklichen Ehe

Im Urlaub am Strand hatten sie sich kennen gelernt. Margret kam mit einer Reisegruppe und Johannes war allein nach Italien gereist. Sie waren jung und sehr verliebt. Als der Abschied nahte, tauschten sie ihre Adressen aus und stellten erfreut fest, dass sie nur 50 km entfernt voneinander wohnten.

Man sah sich so oft es irgendwie ging und eines Tages bat Johannes, Margretes Eltern, um die Hand ihrer Tochter. Margret war ein Mädel vom Land und sehr zum Gehorsam erzogen worden. Ihre Großmutter, liebevoll „Nanni“ genannt, gab Margret zu ihrem großen Ehrentag einen sehr wichtigen Ratschlag, den sie aus eigener Erfahrung als sehr hilfreich empfunden hatte. Sie sagte: „ wenn Streit droht mit deinem Mann, dann schweige, halte still und stricke stattdessen Socken“.

Margret und Johannes waren glücklich. Sie erzählten sich alles, vertrauten sich gegenseitig auch ihre Geheimnisse an. Nur den Rat der Großmutter behielt Margret für sich und bat ihren Ehemann, niemals die kleine Kiste auf dem Speicher zu öffnen. Schweren Herzens willigte Johannes ein, obwohl ihn ein eigentümliches Gefühl dabei beschlich bei dem Gedanken daran, was seine Frau dort vor ihm geheim hielt?

So verging Tag um Tag und Jahr um Jahr. Drei Kinder wurden geboren, Sorgen und Nöte, Krankheiten, Kummer, aber auch viel Freude lösten einander ab.



Wir hatten eigentlich eine schöne, harmonische Zeit zusammen, dachte Johannes am 60. Jahrestag ihrer Hochzeit im Vergleich mit anderen Ehepaaren, wenn er da an die Ehen der Kollegen dachte: da wurde gestritten, betrogen und so mancher ließ sich sogar scheiden, die Leidtragenden waren meist die Kinder.

Liebevoll schaute er auf seine ihm angetraute Gattin, die blass in ihren Kissen lag, da sie schwer erkrankt war. Ihre Augen schauten Johannes bittend an. Dann sagte sie: “ Johannes, du weißt, dass ich schwerkrank bin und ich weiß nicht, wie viel Zeit mir noch bleibt. Gehe doch bitte auf den Speicher und hole die kleine Kiste herunter“.

Johannes tat sich altersbedingt bereits schwer die vielen Treppen zum Speicher hochzusteigen, aber nun trieb ihn die Neugier an. So brachte er seiner Ehefrau Margret die kleine Kiste, die verschlossen war. Margret öffnete eine Schublade und holte einen kleinen goldenen Schlüssel hervor. Sie schaute kurz auf ihren Gatten, dessen Augen groß und kugelrund vor Neugierde wurden. Dann öffnete sie ihr Schatzkästchen und darin lagen drei gestrickte Socken und 3000,00 €.

„Was ist das denn Margret, drei Socken, verständnislos sah er sie dabei an. Aber um die hättest du doch kein Geheimnis zu machen brauchen“, sagte er. Margret schmunzelte etwas und sagte:“ weißt du, das ist das Geheimnis unserer guten Ehe“. Johannes verstand es nicht. Da erzählte ihm Margret was ihr ihre „Nanni“ bei der Hochzeit geraten hatte.

Johannes standen Tränen der Freude in den Augen, als er angesichts der drei Socken begriff, dass seine geliebte Gattin die ganzen Jahre nur dreimal wütend auf ihn gewesen war. Dann aber wollte er gerne wissen, was es mit dem Geld auf sich hatte und fragte danach. Ganz leise, fast beschämt antwortet ihm daraufhin Margret: „ das ist das Geld von den verkauften Socken“.




Johannes lachte hell auf, nahm seine Liebste in die Arme und sagte: „was habe ich doch für eine kluge Frau geheiratet!“ Dann fragte er: „ war ich denn so schlimm?“ Margret lächelte nur und sagte: „ wir wollen es jetzt auf sich beruhen lassen – es war gut, wie es war“.

Aber was Margret nicht wusste und auch nicht zu wissen brauchte war, dass Johannes von seinem Vater in etwa denselben Rat bezüglich einer guten Ehe erhalten hatte, nur er hatte sich bei drohendem Streit in den Holzschuppen geschlichen und geschnitzt.


                                                                      



Sonntag, 19. November 2017

Wenn ich eines Tages gehen muss...



Wenn ich eines Tages gehen muss, 
tue ich das nicht wirklich. 
Ihr könnt mich dann nur nicht mehr sehen, 
nicht mehr berühren. 
Aber ich werde da sein, 
egal wo ihr seid.

Werde der Wind sein, 
der zärtlich durch euer Haar streicht, 
der Regen, der sanft eure Haut berührt, 
der Regenbogen am Horizont, 
der euch die schönsten Farben schenkt, 
die Sonne, die euch wärmt und mit euch lacht, 
der Duft von Sommer, den ihr einatmet, 
die Erde, auf der ihr geht, die Nacht, 
in der ich für euch die Sterne erstrahlen lasse, 
der Tag, der euch tausend Überraschungen bringt, 
die Hoffnung, die euch trägt, wenn ihr traurig seid 
und dieses Gefühl, was in euch ist, 
Wenn ihr glücklich seit.

Ihr könnt mit mir reden, 
ich werde euch immer hören, 
Oder einfach weinen, 
Dann nehme ich euch in meinen Arm 
Und ihr werdet euch frei fühlen. 
Ich werde über euren Schlaf wachen 
Und euch wundervolle Träume schenken.

Ihr braucht keine Angst zu haben, 
Wenn ihr daran glaubt 
Seid ihr niemals allein, 
Weil ich immer da sein werde, 
Wenn ihr an mich denkt 
so wie ich an euch!

  Unbekannt





Mittwoch, 15. November 2017

Es ist Nacht



Es ist Nacht
und mein Herz kommt zu dir
hält's nicht aus 
hält's nicht aus mehr bei mir

Legt sich dir auf die Brust
wie ein Stein 
sinkt hinein
zu dem deinen hinein

Dort erst
dort erst kommt es zur Ruh
liegt am Grund
seines ewigen Du

Christian Morgenstern




Sonntag, 12. November 2017

Die Stille



Die Stille 

Hörst du Geliebte, ich hebe die Hände, hörst du, es rauscht.
Welche Gebärde der Einsamen fände sich nicht von vielen Dingen belauscht?

Hörst du, Geliebte, ich schließe die Lider und auch das ist Geräusch bis zu dir. 
Hörst du, Geliebte, ich hebe sie wieder, aber warum bist du nicht hier.


Der Abdruck meiner kleinsten Bewegung bleibt in der seidenen Stille sichtbar.
Unvernichtbar drückt die geringste Erregung in den gespannten Vorhang der Ferne sich ein.

Auf meinen Atemzügen heben und senken die Sterne sich.

Zu meinen Lippen kommen die Düfte zur Tränke,
und ich erkenne die Handgelenke entfernter Engel.

Nur die ich denke:  Dich seh ich nicht.



Rainer Maria Rilke


Samstag, 11. November 2017

Menschenbeifall


* Marc Chagall *

Menschenbeifall

Ist nicht heilig mein Herz, schöneren Lebens voll, 
Seit ich liebe?

Warum achtetet ihr mich mehr, 

Da ich stolzer und wilder, wortereicher und leerer war?
Ach! der Menge gefällt, was auf den Marktplatz taugt.
Und es ehret der Knecht nur den Gewaltsamen. 


An das Göttliche glauben -
Die allein, die es selber sind.

Friedrich Hölderlin



* Marc Chagall *


Donnerstag, 9. November 2017

Entfernung


Entfernung

Das halbe Leben vom Leben der Katzen
spielt in hohen Träumen sich ab
Sie gehen weite Strecken im Schlaf
oder fliegen in blauen Wolken 
geflügelten Dingen nach

Ist man hier weiß man 
von dort nicht mehr viel
Was ich erlebt habe ist mir entfallen
Eigentlich gab es nichts zu verstehn
Oh dieses mondsüchtige Leben von Katzen
Wie Hasenbrot die Vergangenheit nun...

by Sarah Kirsch






Die Ursache aller Dinge ist der Geist.




Der Schweizer Arzt und Naturphilosoph 
Paracelsus 1493 bis 1541 schreibt:


Die Ursache aller Dinge ist der Geist. 
Er bringt einen Körper hervor,
durch den er seine Wunder vollführt. 
Ist der Körper zerstört, schafft
sich der Geist einen neuen Körper, 
der ähnliche oder höhere
Eigenschaften hat.



Für die Seele 
gibt es weder Geburt noch Tod. 
Auch hört sie, da sie einmal war, 
niemals auf zu sein. 
Sie ist ungeboren, ewig, immerwährend, 
unsterblich und zurerst. 
Sie wird nicht erschlagen, 
wenn der Körper erschlagen wird.




Dienstag, 7. November 2017

Symbol für menschlichen Größenwahn


*Pieter Bruegel der Ältere*

Die bekannteste künstlerische Darstellung des Turmbaus zu Babel stammt von Pieter Bruegel dem Älteren und hängt im Kunsthistorischen Museum in Wien. Für sein Bild setzte er einfach siebenmal das Kolosseum aufeinander. Auf anderen Gemälden stellte man den Turm von Babel oft als spiralförmigen Turm, wie die Minarett von Samarra, oder als Stufenturm dar. 

Die biblische Erzählung 

Die Erzählung vom Turmbau zu Babel (Genesis 11,1-9) beschließt die biblisch-mythischen Erzählungen des Buchs Genesis. Sie will die Erklärung liefern, weshalb nicht nur die Menschheit, sondern der Mensch an und für sich gespalten ist, die "Sprache" des Anderen nicht mehr versteht und in die Welt zerstreut ist, und sieht den Grund dafür im Streben des Menschen zum Himmel, in seinem Machbarkeitswahn, sich ein Zeichen zu setzen, die Völker zu vereinen und letztlich darin, nicht den Willen Gottes zu suchen, sondern sich mit dem eigenen Werk zu erhöhen. 
Der Mensch wird zum Gotteslästerer im Namen der Ordnung
(Albert Camus). 


Der Turmbau zu Babel ist zusammen mit der babylonischen Sprachverwirrung trotz ihres geringen Umfangs von nur neun Versen eine der bekanntesten biblischen Erzählungen des Alten Testaments.

* Gustave Doré *

Bis heute ist der Turm von Babel ein Symbol für menschlichen Größenwahn, für das Streben über alle Grenzen hinaus, für die Verführung, die bei den Menschen immer darin besteht, dass sie glauben, alles zu können.



Sonntag, 5. November 2017

Im Regen stehen die Bauarbeiter



* Edward Munch*

Wohin gehst du mein Kind, wenn der Regen rinnt,
Und das Haar hängt dir naß ins Gesicht?
Wenn dein Gestern wie Glas zebricht?
Und dein Morgen wie Sand zerrinnt?
Wohin gehst du mein Kind?

Im Regen stehen die Bauarbeiter
Warum machen sie nicht weiter?
Die Leute stehen, sie gehen nicht weiter
Denn die Angst ist ihr Begleiter
Ist es die Angst vor Schulden, um das Haus, 
um den neuen Wagen?
Ist es die Angst um den Job, 
ist es die Angst im Bett zu versagen?

Wohin gehst du mein Kind, wenn der Herbst beginnt,
Und die Blätter drehen sich im Kreis?
Wenn dein Herz keine Antwort weiß
Auf die Frage nach Liebe und Glück?
Begleitest Du mich ein Stück?

Im Regen stehen die Bauarbeiter
Warum machen sie nicht weiter?
Die Leute stehen, sie gehen nicht weiter
Denn die Angst ist ihr Begleiter
Ist es die Angst vor Schulden, um das Haus, 
um den neuen Wagen?
Ist es die Angst um den Job, 
ist es die Angst im Bett zu versagen?

Wohin gehst du mein Kind, wenn es dunkel wird?
Und der Mond sich kalt oben zeigt?
Wenn der Mediendschungel schweigt?
Und die Katze schreit wie ein Kind?
Und der Wind weht wie der Wind?

Im Regen stehen die Bauarbeiter
Warum machen sie nicht weiter?
Die Leute stehen, sie gehen nicht weiter
Denn die Angst ist ihr Begleiter
Ist es die Angst vor Schulden, 
um das Haus, um den neuen Wagen?
Ist es die Angst um den Job, 
ist es die Angst im Bett zu versagen?

Funny van Dannen 



* Edward Munch*