Freitag, 30. März 2018

Karfreitag und sein Brauchtum



Roger van der Wyden 1445


Heute hängt am Holz, der die Erde in die Wasser gehängt hat. Mit einem Kranz aus Dornen wird umwunden der König der Engel. Lügenhaft wird mit Purpur verhüllt, der den Himmel mit Wolken verhüllt. Schläge hat empfangen, der im Jordan den Adam befreite. Mit Nägeln wurde befestigt der Bräutigam der Kirche. Mit einer Lanze wurde durchbohrt der Sohn der Jungfrau. Wir verehren deine Leiden, Christus.
Zeige uns auch deine herrliche Auferstehung.





In katholischen Kirchen schweigen nach alter Tradition die Orgel und die Kirchenglocken nach dem Gloria der Messe vom letzten Abendmahl am Gründonnerstag. An die Stelle der Glocken und Schellen treten vielerorts Ratschen und Klappern, mit denen in vielen katholischen Landstrichen die Kirchgänger nach alter Tradition auch zu den Gottesdiensten, zum Stundengebet und zum Angelus gerufen werden.





Gesegnete Ostern



Freitag, 16. März 2018

Es kommt nicht darauf an...



Wer alt geworden ist und darauf achtet,
der kann beobachten, wie trotz dem Schwinden der Kräfte
und Potenzen ein Leben noch spät und bis zuletzt
mit jedem Jahr das unendliche Netz seiner Beziehungen
und Verflechtungen vergrößert und vervielfältigt und wie,
solange ein Gedächtnis wach ist, doch von all dem 
Vergänglichen und Vergangenen nichts verloren geht.



Es kommt für uns ältere nicht darauf an, die neue 
Jugend zu widerlegen und irgendwie abzutun,
sondern sie zu verstehen und sie so weit wir 
irgendwie können , erkennend lieben zu lernen.

Hermann Hesse




Dienstag, 6. März 2018

Vom lesen der Bücher



Bücher sind nicht dazu da, unselbständige Menschen
noch unselbständiger zu machen, und sind 
noch weniger dazu da, lebensunfähigen Menschen ein 
wohlfeiles Trug und Ersatzleben zu liefern. 

Im Gegenteil, Bücher haben nur einen Wert, 
wenn sie zum Leben führen und dem Lebenden dienen 
und nützen, und jede Lesestunde ist vergeudet, aus der 
nicht ein Funke von Kraft, eine Ahnung von Verjüngung, 
ein Hauch von neuer Frische sich für den Leser ergibt. 

Von den vielen Welten, die der Mensch nicht von der 
Natur geschenkt bekam, sondern sich aus eigenem Geiste 
erschaffen hat, ist die Welt der Bücher die Größte.

Das Amt des Dichters ist nicht das Zeigen der Wege, 
sondern vor allem das Wecken der Sehnsucht.



Hermann Hesse

Hermann Hesse




Kung Fu Tse, der große Gegenspieler des Lao Tse 
der Systematiker und Moralist, wird gelegentlich 
so charakterisiert;

Ist das nicht der, der weiß, dass es nicht geht, 
und es doch tut?

Das ist von einer Gelassenheit, einem Humor und 
einer Schlichtheit, für die ich in keiner Literatur 
ein ähnliches Beispiel weiß.

Oft gedenke ich dieses Spruches und 
manch anderer, auch beim Betrachten der 
Weltereignisse und bei den Aussprüchen derer, 
welche die Welt in den nächsten Jahren und
Jahrzehnten zu regieren und perfekt 
zu machen im Sinne haben.

Sie tun wie Kung Tse der Große,
aber hinter ihrem Tun steht nicht sein Wissen darum, 
daß es nicht geht.


Hermann Hesse