Dienstag, 6. März 2018

Vom lesen der Bücher



Bücher sind nicht dazu da, unselbständige Menschen
noch unselbständiger zu machen, und sind 
noch weniger dazu da, lebensunfähigen Menschen ein 
wohlfeiles Trug und Ersatzleben zu liefern. 

Im Gegenteil, Bücher haben nur einen Wert, 
wenn sie zum Leben führen und dem Lebenden dienen 
und nützen, und jede Lesestunde ist vergeudet, aus der 
nicht ein Funke von Kraft, eine Ahnung von Verjüngung, 
ein Hauch von neuer Frische sich für den Leser ergibt. 

Von den vielen Welten, die der Mensch nicht von der 
Natur geschenkt bekam, sondern sich aus eigenem Geiste 
erschaffen hat, ist die Welt der Bücher die Größte.

Das Amt des Dichters ist nicht das Zeigen der Wege, 
sondern vor allem das Wecken der Sehnsucht.



Hermann Hesse