* Magdalenen Thurm in Rennes le Chateau *
Maria Magdalena gehörte zu den faszinierendsten Frauengestalten der Geschichte. Sie wurde als Heilige, Sünderin und als Hure dargestellt und verkörperte so die helle und dunkle Seite der Frau in der Gesellschaft. Natürlich macht sie das für die Bibel und Geschichtsforschung interessant. Gleichzeitig beflügelt das gleichzeitige Interesse an den Frauengestalten der Bibel auch die Forschung über Maria Magdalena.
Gemeinsam mit der Gottesmutter Maria, den schwarzen Madonnen und den weiblichen Heiligen ist sie auch Gegenstand feministischer Betrachtung. Theologen und Wissenschaftler diskutieren heute unter Einbeziehung neuer wegweisender Werke von führenden Magdalena- Experten, die besondere Rolle Maria Magdalenas in der Bibel. Konservative und orthodoxe Priester, Pastoren und Wissenschaftlerinnen tragen in ihren Fachgebieten zu neuen Erkenntnissen bei, die auch von Archäologen gestützt werden.
Seriöse Forschung und theologische Kontroversen über Maria Magdalena gibt es schon seit Jahrhunderten. Die steigende Anzahl an Kongressen und Veranstaltungen zum Phänomen Maria Magdalena belegt das gesteigerte Interesse der Gesellschaft. Das Mittelalter beschäftigte sich vor allem mit der Büßerin und Apostolin, den beiden gegensätzlichen Seiten Maria Magdalenas. Im neuen Testament werden genau diese beiden Facetten von Maria Magdalena dargestellt, was nur einem kleinen Teil ihrer Persönlichkeit gerecht wird.
In anderen Texten tritt sie sowohl in sakralen als auch in säkularen Zusammenhängen in Erscheinung. Die Vita Maria Magdalenas war speziell im geistlichen Drama ein beliebtes Thema. Das Motiv der sinnlichen Maria Magdalena wird in den Osterspielen des Mittelalters variiert, besonders beliebt war jene Episode, in der sie vor ihrer Bekehrung in den mittelalterlichen Strassen den Mercator, einen Salbenkrämer, aufsucht, um sich für ihren Geliebten herauszuputzen.
Eine andere oft dargestellte Episode ist die Geschichte der drei Marien am Ostermorgen. Sie tragen Alabasterkrüge zum Kaufmann, um die Gewürze und Öle zu holen, um den Leib Christi nach der Kreuzigung feierlich zu salben. Maria Magdalena führt die Frauen zum Grab. Was von Maria Magdalena blieb, entstammt den biblischen und historischen Quellen sowie zahlreichen mittelalterlichen Legenden, ähnlich wie Maria der Mutter Jesu.
Die biblichen Schriften inspirierten viele Künstler zur Darstellung Maria Magdalenas mit dem Alabasterkrug mit dem kostbaren Nardenöl und Myrrhe, ihrem zentralen Symbol. Uns sind heute die vielen Gesichter der Maria Magdalena vertraut das der liebenden Gefährtin Christi, der mutigen Freundin, der aufrichtigen Büßerin, der heilenden Heiligen an Pilgerschreinen oder das der inspirierenden Lehrerin.
Die berühmte Heiligenlegendensammlung von Jakobus de Voragine aus dem 13.ten Jahrhundert erzählt: Und ich sage auch, das Maria Magdalena es war, die mit ihren Tränen die Füße des Herrn wusch, sie mit Ihren Haaren trocknete, sie einsalbte und die zur Zeit der Gnade als Erste feierlich Buße tat.
Sie war es die den besten Teil dabei für sich erwählte, die zu seinen Füßen saß, um das Wort Gottes zu hören und sein Haupt zu salben, die neben dem Kreuze stand, als der Herr litt, die die Salbe zubereitete, um damit seinen Leib zu salben, die nicht von seinem Grab wisch, als schon alle Jünger weggegangen waren, und der Christus nach seiner Auferstehung als erster erschien und sie zur Apostolin der Apostel machte.
Jacobus de Voragine
* Altarbild in Rennes le Chateau *
Eine französische Legende aus dem 4. Jahrhundert besagt, dass Maria Magdalena (zusammen mit Lazarus und Martha) mit dem "irdenen Gefäß, das das Blut Christi enthielt", nach Südfrankreich über Ägypten geflohen ist. Während die Legenden vom Heiligen Gral Jahrhunderte später ein Eigenleben aufnahmen und mit anderen Legenden verschmolzen, glaubten viele, dass Maria Magdalena selbst das irdene Gefäß war, das das Kind Christi, die heilige Blutlinie Davids, trug. Starbird liefert überzeugende Beweise dafür, dass dies tatsächlich das war, was viele frühe Christen, einschließlich der Katharer, glaubten. In Südfrankreich blühte der Magdalenenkult auf, bis er im späten 13. Jahrhundert in den albigensischen Feldzügen der römisch-katholischen Kirche so gut wie ausgelöscht wurde.
* Kirche Rennes le Chateau *
Das Hohelied, das zur Zeit Christi und Jahrhunderte danach beliebteste Liebesgedicht, war eng mit Maria Magdalena verbunden, die als Braut des Gedichts und Jeschua als Bräutigam galt. Das Hohelied, das Salomo zugeschrieben wird, ist trotz seiner unverkennbar erotischen Bilder ein Teil der offiziellen Kanone geblieben.
Die römisch-katholische Kirche liest traditionell aus dem Hohelied an Maria Magdalenas Festtag.